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Ein Herrnhuter Bäckerhaus und seine Bewohner 1735–1945

Geschlechter kommen, Geschlechter gehen,
du, Herr, aber bleibst und wen du ins Buch des Lebens schreibst.

Was aus der Geschichte eines alten Bäckerhauses zu berichten ist

Zusammengestellt und geschrieben von Albert Paul im Juni 1967

Drei Familien sind es, welche in reichlich zwei Jahrhunderten Freud und Leid in diesem alten Bäckerhaus in Herrnhut durchlebt haben:

  1. die Familie Jäschke 1735–1833,
  2. die Familie Pietsch 1833–1841,
  3. und ab 1841 die Familie Paul.
A

Die Familie Jäschke stammte aus Mähren. Sie wurde dort um ihres evangelischen Glaubens willen verfolgt und musste Haus und Hof verlassen. Der Stammvater war Georg Jäschke aus Sehlen. Dieser lebte von 1624–1707. Er war einer der Männer, auf den die Verfolgten in den damaligen bedrängten und trübseligen Zeiten wegen ihrer Gottseligkeit ihr Vertrauen setzen und zu denen sie ihre Zuflucht nehmen konnten.

Georg Jäschke hatte einen Sohn Michael, welcher am 27. September 1701 in Sehlen unweit Neutitschein (Nový Jičín) geboren war. Schon als Michael sechs Jahre alt war, wurde sein 83-jähriger Vater in die Ewigkeit abgerufen. Kurz vor seinem Tod übergab dieser seinen Sohn an Augustin Neißer, der des Vaters Stelle übernehmen sollte, mit den Worten: „Dies mein unmündiges Kind Michael soll auch ein Eigentum Jesu sein. Ich befehle es dir besonders an, Augustin! Sorge für dasselbe an meiner statt und lasset es nicht zurück, wenn ihr auswandern werdet.“ Hierauf segnete er seinen Sohn mit Gebet und Tränen.

Michael schreibt: „Oft bat ich den lieben Gott auf meinen Knien, sich meiner zu erbarmen und mich aus Gnaden selig zu machen.“ Er war mit zwölf Jahren in Dienst zu fremden Leuten gekommen. Er hielt sich aber im Geheimen immer zu den anderen, die auf ihre Auswanderung warteten.

Da brachte eines Tages Christian David die Nachricht, dass Graf Zinzendorf ihm zugesagt habe, die Auswanderer bei sich aufzunehmen. Michael schloss sich den ersten Auswanderern an, welche zwischen Pfingsten und Johanni 1722 gehen wollten. So traten sie eines Abends bald nach zehn Uhr fröhlich und in Jesu Namen ihre Wanderschaft an.

Bei einer Rast im Wald bei einem Brunnen sagte Christian David zu Michael, während er dessen Hut ansah, der mit Büscheln aus Seidenband verziert war: „Wenn du dich von Herzen zum Heiland wenden wirst, so wird auch diese Eitelkeit aufhören.“ Michael erwiderte: „Ist das Sünde?“ Christian David antwortete: „Was war es bei dir anderes als Eitelkeit?“ Da nahm Michael seinen Hut, trennte alle Dinge herunter und warf sie gelassen in das Gestrüpp.

In Großhennersdorf angekommen wurde Michael der Frau Landvögtin von Gersdorf vorgestellt, welche ihn fragte, ob er das Bäckerhandwerk erlernen wollte, was er mit Freuden bejahte. Sie sagte: „Nun, das will ich euch hier erlernen lassen, und wenn ihr ausgelernt habt, sollt ihr mein Hofbäcker sein. Ich nehme euch im Voraus in meine Dienste.“ Michael war damals 21 Jahre alt.

Inzwischen war das erste Haus in Herrnhut fertig geworden, welches von Christian David und Neißers bezogen wurde. Michael war in Großhennersdorf bei einem Meister in der Bäckerlehre.
„Dieser aber“, so schreibt er, „erlaubte mir nicht, meine Bekannten zu besuchen. Doch nahm ich meinen Weg beim Hausieren oft über Herrnhut, wo sie mir aus Liebe so viel wie möglich abkauften, denn in Hennersdorf bekümmerte sich niemand mehr um meinen Herzenszustand.
Sobald ich dem Backen vorstehen konnte, wurde ich auf herrschaftlichen Befehl freigesprochen und von der Frau Landvögtin zum Hofbäcker und in Livreedienste angenommen.
1726 ging meine Wohltäterin aus der Zeit und ihre Tochter, Henriette von Gersdorf, behielt mich in ihren Diensten. Doch sagte mir diese herrschaftliche Tätigkeit nicht recht zu und ich bat um Entlassung.
Um diese Zeit war bei Frau von Meusebach in Hennersdorf ein Fräulein Anna Johanna Friederike Benefeld aus Dresden als Kammerjungfer in Diensten. Diese hatte auch Verlangen nach Gnade im Blute Jesu und eine besondere Liebe und Zutrauen zu den Geschwistern. Auf meinen Antrag hin, gab sie mir ihr Jawort, weil sie glaubte, dass ich ein wahres Kind Gottes sei und bleiben wolle und weil sie hoffen konnte, durch mich in die Gemeine geführt zu werden, in welcher Absicht sie sich auch gern an harte Arbeit gewöhnen wollte.
So erhielten wir beide unseren Abschied und freuten uns nach Herrnhut ziehen zu können, welches aber der Herr Graf für jetzt zu gestatten Bedenken fand, weil dort noch kaum ein Bäcker genug zu tun habe, obwohl meine Braut und ich mit gar wenigem vorlieb genommen hätten.
In dieser Verlegenheit gingen wir nach Lauban, woselbst eine Bäckerei frei war, woselbst uns auch der Hauptmann von Schweinitz sehr liebreich aufnahm und mir diese Bäckerei verkaufte.
Bald aber wurden wir sehr unruhig darüber, dass ich mich samt meiner Braut von der Gemeine entfernt hatte. Wir klagten unsre Not unserm Vetter Johann Neißer. Dieser versprach uns, mit dem Herrn Grafen wegen uns zu sprechen. Der Herr Graf hatte nun keine Bedenken mehr und nahm mich wieder als seinen Hofbäcker an. So eilten wir wieder nach Herrnhut und wir wurden in Großhennersdorf 1730 getraut.
Martin Linner, auch ein mährischer Emigrant, welcher 1728 nach Herrnhut gekommen war und hier einen Mehlhandel mit Bäckerei betrieben hatte, überließ uns seine Bäckerei im Jahre 1730, da er zum Generalältesten der Gemeine gewählt worden war.
Da wir wenig und fast nur für die Herrschaft zu backen hatten, wartete ich nebenbei bei der Tafel auf. Da sich die Verhältnisse allmählich besserten, begann ich im Jahre 1735 ein eigenes Bäckerhaus zu bauen, was sich bis 1736 hinzog. Ich musste, da die Baustelle sehr sumpfig war, diese erst mit großer Mühe ausfüllen. Sie lag an der nordöstlichen Seite der Zittau-Löbauer-Landstrasse. Da ich fast kein eigenes Vermögen hatte, musste ich selbst viel beim Bau mit Hand anlegen, welches mich, nebst dem Kummer über die Schulden, die der Bau verursachte, sehr angriff. Doch der Heiland half mir durch, sodass ich die Meinigen versorgen konnte und auch die Armen nicht leer von mir gehen brauchten. Meine Frau nahm sich der Dürftigen an.
Der Segen des Herrn war augenscheinlich mit uns. Wir zahlten ab, wir hatten den Dürftigen zu geben und es blieb noch übrig.
Einen gewissen Vorgang mit unserer Familie, der aus Missverstand herrührte, nahm sich meine Frau so zu Gemüte, dass sie sich von dem Kummer darüber nie wieder recht erholte, bis der Heiland sie am 23. Juni 1748 in seine ewige Sicherheit nahm.
Dieses, und da es mir in meinem Witwerstande mit meinen noch unerzogenen Kindern sehr schwer wurde, griff auch mich so an, dass ich in eine schwere Krankheit verfiel. Mein treuer Heiland aber half mir. Er stärkte mein Herz und schenkte mir auch meine Gesundheit und Kräfte wieder.
Am 30. Januar 1752 wurde ich mit meiner zweiten Frau, Maria Elisabeth, verw. Rösler, geb. Thieme getraut.“

Nach einer Studie von Th. Bechler hatte Michael Jäschke elf Kinder, welche er in den folgenden Jahren erziehen konnte. Er entschlief im Glauben an seinen Erlöser mit 71 Jahren am 16. September 1772. Seine zweite Frau, Maria Elisabeth, entschlief am 29. November 1772. Nach Heimgang beider Eheleute hat nach den Gerichtsakten circa sechs Jahre eine Erbengemeinschaft bestanden. Diese setzte sich aus den drei noch lebenden Kindern zusammen:

  1. Augustin Jäschke geboren am 9. Juli 1735, Bäckermeister in Niesky;
  2. Christiane Sophie Fries, geb. Jäschke, geboren am 17. August 1738, verheiratet in Barby mit Peter Conrad Fries;
  3. und dem jüngsten Sohn, Johann Friedrich Jäschke, geboren am 5. November 1747.

Letzterer hat wahrscheinlich während dieser Zeit die Bäckerei pachtweise weitergeführt.

Am 20. Dezember 1778 ging dann laut Kaufvertrag das Gründstück für 600 Taler, nach Abfindung der anderen Geschwister, an Johann Friedrich Jäschke über.

Von den Kindern Michael Jäschkes, welche alle aus seiner ersten Ehe mit Johanna Friederike Jäschke geb. Benefeld stammten, sind schon im Kindesalter zwei Knaben und vier Mädchen gestorben, während ein weiterer Sohn, Johann Christian, mit 24 Jahren und eine Tochter, Anna Elisabeth, mit zwanzig Jahren heimgerufen wurden.

Nur die oben genannten drei Kinder erreichten ein höheres Alter. Augustin Jäschke ging am 25. März 1815 mit 80 Jahren heim. Christiane Sophie Fries ist am 22. November 1798 mit 60 Jahren entschlafen. Und Johann Friedrich Jäschke starb am 9. Mai 1814.

B

Der jüngste Sohn von Michael Jäschke, Johann Friedrich Jäschke, wurde sein Nachfolger im alten Bäckerhaus zu Herrnhut. Über seinen Lebensweg ist nur verhältnismäßig wenig bekannt, da sein Lebenslauf, der im Gemeinarchiv aufbewahrt wurde, 1945 beim Brand von Herrnhut leider mit vielen anderen wichtigen Akten verbrannt ist.

Durch das Sterberegister jedoch sind uns noch einige Angaben über seine Familie bekannt geworden. Nach den Namen der Eltern, die ja schon bekannt sind, steht darin, dass Johann Friedrich auch die Bäckerprofession erlernte, vermutlich bei seinem Vater in den Jahren von 1762 bis 1766. Bald nach dem Heimgang seines Vaters heiratete er im November 1772 die ledige Schwester Catharina Maria Geberts. Danach hat er gewiss die Bäckerei übernommen und auf seine Rechnung weitergeführt.

Der Kaufvertrag vom 20. Dezember 1778 trägt die Unterschrift:
Henriette Benigna Justine Freifrau von Wattewille
geb. Gräfin von Zinzendorf und Pottendorf.
Erb-, Lehn- und Gerichtsherrschaft auf Berthelsdorf, samt dem Orte Herrnhut.

Möglicherweise hat Johann Friedrich Jäschke auch bauliche Veränderungen am Haus vorgenommen, da wohl das Hinterhaus mit Scheune erst später angebaut worden ist, worüber aber nirgends ein Nachweis, auch nicht bei den späteren Besitzern, zu finden ist.

Es ist anzunehmen, dass er bei den damaligen Verhältnissen auch mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.

Folgende weitere Informationen finden sich im Sterberegister: Schon am 3. Juni 1774 ging seine erste Frau zum Heiland und er heiratete zum zweiten Mal, die ledige Schwester Anna Rosine Arnold geboren am 23. Januar 1751. Das Datum der Trauung wird nicht angegeben.

Johann Friedrich Jäschke hatte zwei Töchter und drei Söhne, von denen der Älteste, Friedrich August, welcher ebenfalls Bäcker war, Haus und Bäckerei im Jahre 1813 übernahm.
Ein anderer Sohn war Friedrich Benedikt Jäschke, geboren 1787, welcher bis 1853 als Dr. medicinae et chirurgiae in Niesky lebte und praktizierte. Dieser war mit Schwester Ch. E. Reichelt verheiratet.

In die Zeit, als Johann Friedrich Jäschke Hausbesitzer war, fielen ja auch die Napoleonischen Kriege. Wir fanden später in einer Dachkammer unseres Bäckerhauses allerlei Inschriften, welche ohne Zweifel aus diesen Jahren stammten und in die Bretterwände der Kammer eingeritzt oder geschrieben waren. Leider waren diese schon recht verblasst, doch konnten wir noch einiges entziffern und festhalten.

Diese Inschriften ließen darauf schließen, dass sich dort oben einer oder mehrere Flüchtlinge, wohl preußische Offiziere oder Soldaten, über kürzere oder längere Zeit vor den Franzosen verborgen gehalten haben, welche ja das Land besetzt hatten.
Es waren zum Beispiel Stoßseufzer angeschrieben, wie: „Herr hilf uns und behüte uns.“ Weiter konnte man folgende Aussprüche lesen: „Schön und heiter ist der heutige Tag, den 23. Febr. 1808.“ „Meine Gemütsstimmung ist hoffnungslos am 1.5.1809.“ Weiter: „Morgen ist die Hinrichtung in Dürrhennersdorf, d. 7. Nov. 1809“, und: „Heute morgen über 8 Tage ist die Hinrichtung in Großhennersdorf am 20. Okt.“ Dann waren aber auch wieder einige Sätze aus dem Jahr 1812 eingeschrieben: „Wie wird's über's Jahr sein, werde ich meinem Ziele näher sein?“ Auch zwei kleine Verse waren eingekritzelt: „Träume sind des Lebens beste Freuden, Täuschung nur und eitler Flitterschein, darum will ich mich am Wachen weiden, weder klügeln noch zu weise sein.“ „Keusche Liebe, heilige Gefühle und der Freundschaft festes Seelenband sind des Pilgers Trost und Frieden auf der Reise ins freie Vaterland.“
Demnach müssen sich doch solche Flüchtlinge auch zu verschiedenen Zeiten dort oben aufgehalten haben, was ja natürlich auch für die Familie Jäschke recht aufregend und belastend gewesen sein muss, da sie ja diese Flüchtlinge auch mit Speise und Trank versorgen musste.

Johann Friedrich Jäschkes zweite Frau, Anna Rosine, starb am 27. Oktober 1812. Er selbst entschlief am 29. Mai 1814.

Am 18. Februar 1813 hatte sein Sohn Friedrich August Haus und Bäckerei übernommen. Im Kaufkontrakt steht geschrieben: „Es verkauft Johann Friedrich Jäschke sein allhier auf der Löbauerstraße, zwischen dem Gemeinlogis und der Apotheke gelegenes, im Cataster mit 20 bezeichnetes Haus und Garten, sowie den am Steinbruch gelegenen Holzplan an seinen Sohn Friedrich August Jäschke für 600 Taler.
Herrnhut, den 18. Februar 1813
Charlotte Sophie, Gräfin von Einsiedel“

C

Der älteste Sohn von Johann Friedrich Jäschke, Friedrich August Jäschke, wurde sein Nachfolger im Haus und Bäckereigeschäft. Er war am 15. Februar 1781 geboren und lebte bis zum 21. Februar 1845.

Über seine Kinder- und Jugendzeit lesen wir nur: „Wir Kinder genossen eine überaus glückliche Jugendzeit, da die Eltern alles Schwere, womit sie damals zu kämpfen hatten, sorgfältig vor uns Kindern verbargen. Unsere Eltern suchten uns mit viel Gebet und Flehen, für den Heiland zu erziehen. Ihr Andenken ist für uns Kinder ein lebenslänglicher Segen gewesen.“

Er schreibt weiter: „Am 27. Oktober 1812 starb meine Mutter Anna Rosine Jäschke, geb. Arnold. Auf ihrem Sterbebette ermahnte sie mich recht liebreich, mich immer als sein schwaches Kind an IHN zu halten, so werde der Heiland mich nie verlassen.
Da nun durch den Heimgang der lieben Mutter der Vater veranlasst wurde, mir sein Bäckergeschäft zu übergeben, so wurde auch meine Verheiratung nötig. Ich verlobte mich am 30. November 1812 mit der ledigen Schwester Maria Sophia Hohe aus Großhennersdorf und wir wurden dann am 5. Januar 1813 getraut. Damit ging auch Haus und Geschäft am 18. Februar 1813 auf mich über. Am 11. Januar 1814 wurde meine Frau von einem Töchterchen entbunden, welches aber der Herr schon am 13. Januar 1814 wieder zu sich nahm. Wenige Tage darauf, am 16. Januar 1814, hatte ich den großen Schmerz, meine liebe Frau dem Kinde nachfolgen zu sehen, welcher Verlust mir sehr nahe ging. Und schon am 29. Mai 1814 ging auch mein lieber Vater, Johann Friedrich Jäschke, ganz unerwartet sanft und selig heim.
Diese schweren Ereignisse haben mich sehr angegriffen, doch musste ich ja mein Bäckergeschäft weiter betreiben. So musste ich nun bald zum zweiten Male heiraten, um eine treue Gehilfin im Geschäft zu haben. Ich bekam diese in der ledigen Schwester Sophie Dorothea Zeidler, mit welcher ich am 2. August 1814 getraut wurde.
Im April 1815 wurde uns ein Kind geschenkt, welches aber schon im Mai 1816 wieder von uns ging. Der Herr schenkte uns in den folgenden Jahren noch einen Sohn, Heinrich August, und drei Töchter: Wilhelmine, Franziska Theodora und Marie Luise. Diese vier Kinder, die wir mit großer Freude und Dank für Gottes Güte in Empfang nehmen durften, wurden in den Jahren 1817, 1821, 1824 und 1829 geboren.
So verging uns diese erste Zeit unseres Ehestandes recht gut, denn wir hatten so viele Beweise von Gottes Durchhilfe erhalten und der Herr bekannte sich auch bei so manchen schwierigen Vorkommnissen recht fühlbar zu uns. In der Folge aber wurde, hauptsächlich durch die schweren Zeitverhältnisse, die Lage unserer Haushaltung und des Geschäftsbetriebes immer schwieriger und obschon ich noch einige Zeit hoffte, durch Einschränkungen und Ersparnisse die Existenz meines Geschäftes aufrecht zu erhalten, so sah ich mich doch genötigt, dieses im Jahre 1832 aufzugeben und Haus und Geschäft zu veräußern.
Mein einziges Trostmittel war das unablässige Gebet zum Herrn, mir entweder durch seine starke Dazwischenkunft meine Sache zu erhalten, oder alles selbst aufzulösen, und die Sache ein Ende gewinnen zu lassen, dass ich es könnte ertragen. Und dieses Gebet hat er erhört, so schmerzlich es mir auch immer geblieben ist, dass ich nicht alle von meinen Gläubigern habe befriedigen können.
Ich verkaufte Haus und Geschäft am 15. März 1833 an Bruder Johann Ludwig Wilhelm Pietsch, Bäckermeister, für 3000 Taler.
Im nächsten Jahr wurde eine Stelle als Nachtwächter frei, welchen Posten ich mit Dank annahm und in ein Haus auf der Hutberggasse zog.“

So schließen seine eigenhändigen Berichte über seinen Lebensgang im Jahre 1840.

„Der Kaufvertrag zwischen Friedrich August Jäschke als Verkäufer und Bäckermeister Johann Ludwig Wilhelm Pietsch als Käufer über das allhier gelegene Haus mit Garten und Holzplan ist ausgefertigt: Herrnhut, den 15. März 1833. Unterschrieben: Charlotte Sophie Gräfin von Einsiedel.“

Eine seiner Töchter hat noch einiges über ihre Eltern, und besonders über ihren Vater, in einem Schriftstück berichtet, welches einen tiefen Einblick in die vielen Nöte während seines Lebens gewährt, aber auch mit welcher Liebe er an seinen Kindern gehangen hat. Darin heißt es: „Unser teurer Vater war ein Mann, der dem Herzen Gottes nahe stand. Er wurde den größten Teil seines Lebens hindurch dunkle Wege geführt und hatte mit bitteren Nahrungssorgen zu kämpfen. Er musste seine erste Frau und zwei Kinder hergeben, ja er büßte endlich auch sein Haus und Geschäft ein, das ihm als Erbteil seiner Väter unbeschreiblich viel wert war. Als der Herr ihn aber ganz willenlos gemacht und ihn mit einer reichen Gabe seines Geistes erfüllt hatte, da ließ er den lieben, seligen Vater auch keine Fehlbitte mehr tun, und erfüllte ihm, auch äußerliche Wünsche, in ganz auffallender Weise.
Das Wichtigste blieb uns ein Schriftstück, das wir nach seinem Heimgang fanden, in dem er uns alle gleichsam dem Herrn vermachte. Darin hieß es: ‚Ich kann wohl viel wünschen und schreiben, aber ich kann nichts weiter dabei tun. Du aber, dessen Augen sind wie Feuerflammen, lies diese Schrift und erfülle du alles an meinen Lieben, was ich ihnen nur wünschen kann.‘
Und wie hat der Heiland so liebreich alle Bitten in Bezug auf uns Kinder erhört, wie hat er uns alle zu sich gezogen und bis hierher durchgebracht! Auch unsre liebe Mutter war eine treue Beterin, die unser Wohl auf dem Herzen trug.
Das Schwere, von dem die Rede war und unter dem Vater und Mutter litten, war die Verarmung, die auch zum Teil dadurch eintrat, dass der Vater für einen Verwandten, der Unglück gehabt, gutgesagt hatte, das geliehene Geld aber nicht zurückbekam. So musste er schließlich die Funktion eines Nachtwächters übernehmen und in die Hutberggasse ziehen.
Am 15. Februar 1845 feierte unser lieber Vater Friedrich August Jäschke noch seinen 64. Geburtstag recht froh und vergnügt. Wenige Tage darauf, am 21. Februar 1845, traf ihn, als er nachmittags von einem Besuche, wo er sich noch heiter unterhalten hatte, zurückkehrte, auf der Straße ein Schlagfluss, der ihn auf eine Weise wie er es selbst immer gewünscht hatte, ohne alle Schmerzen in einem Augenblick in die Arme seines Erlösers hinüber trug, mit dem er schon seit langer Zeit so eng verbunden war, im Alter von 64 Jahren und 6 Tagen.“

Seine Gattin Sophie Dorothea ging am 12. August 1862 heim.

Der Sohn Heinrich August, welcher im Jahre 1817 geboren war, war der geniale Sprachforscher und Missionar, welcher zum Beispiel auch das Neue Testament ins klassische Tibetisch übersetzte und zusammen mit Missionar Wilhelm Heyde lange Jahre in Kyelang im Himalaja Missionsdienst tat. Er war verheiratet mit Emilie Rosenhauer. Auf seinem Grabstein auf dem Herrnhuter Gottesacker steht in tibetischen Lettern der Spruch „Kyodkyi d`Pompoi d`Gabala zugssig“ (Ei, du frommer und getreuer Knecht, gehe ein zu deines Herrn Freude.)

D

Die nächsten Bewohner des Bäckerhauses waren sodann die Familie des Bäckermeisters Johann Ludwig Wilhelm Pietsch, welcher am 15. März 1833 Grundstück und Bäckereigeschäft käuflich erworben hatte.

Da er keinen eigenhändigen Lebenslauf hinterlassen hat, entnehmen wir aus den Aufzeichnungen seiner Ehefrau nachstehende Mitteilungen: „Johann Ludwig Wilhelm Pietsch wurde am 18. März 1799 als ältestes von drei Kindern in Gnadau geboren. Seine Eltern betrieben dort ein Böttchereigeschäft und erzogen ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung zum Herrn und machten sie schon frühzeitig mit dem besten Kinderfreund bekannt.“

Nach seiner Schulzeit, die er in Gnadau verbrachte, kam er in die Bäckerlehre, wohl bei einem Gnadauer Bäckermeister. Nach beendeter Lehrzeit im Jahre 1817 kam er nach Kleinwelka und arbeitete als Bäckergeselle im Geschäft von Bäckermeister Sommer. Im gleichen Jahre wurde er ins Chor der ledigen Brüder aufgenommen.

Im Jahre 1820 übernahm Johann Ludwig Wilhelm Pietsch pachtweise die Brüderhausbäckerei in Kleinwelka. Im Frühjahr 1832 wurde ihm die Bäckerei von Friedrich August Jäschke in Herrnhut, welcher die Bäckerei aufgeben wollte, zum Kauf angeboten. Dieser Kauf kam dann auch laut Kaufvertrag vom März 1833 zustande. Die Kaufsumme von 3000 Talern wurden ihm von seinem Meister und zukünftigen Schwiegervater, dem Bäckermeister Sommer, als Mitgift vorgeschossen und auf das Grundstück in Herrnhut als Hypothek eingetragen.

Johann Wilhelm Ludwig Pietsch verlobte sich am 2. April 1832 mit der Tochter seines Meisters, Schwester Luise Auguste Sommer. Er ging zunächst allein nach Herrnhut, um die dort sehr daniederliegende Bäckerei wieder in Gang zu bringen. Da sich dieses gut anließ, heiratete er am 26. Juni 1832 seine Braut Luise Auguste und beide übernahmen nun das Haus und Bäckereigeschäft in Herrnhut.

Darüber lesen wir: „An unserm Hochzeitstag stimmten wir von Herzen in die Bitte unserer Losung ein: ‚Herr gedenke doch und lass deinen Bund mit uns nicht aufhören! Freud und Leid müssen ihn bewährter machen!‘ Am 28. Juni 1832 reisten wir nach Herrnhut und zogen dort in unsere neue Heimat ein.“

Über die Zeitspanne des Aufenthaltes in Herrnhut lesen wir noch im Lebenslauf: „Nachdem wir einige mühevolle Jahre durchlebt hatten, merkten wir sichtlich, wie der Herr seinen Segen auf unsere Arbeit legte, und wir konnten mit Dank und Freude auf die neun Jahre unseres Wohnens in Herrnhut zurückblicken, nicht allein für die im Äußeren oft erfahrene Durchhilfe, sondern auch für die im Inneren, die wir in der Muttergemeine genossen haben.
Im Jahre 1841 wurden wir wieder veranlasst nach Kleinwelka zurückzukehren, da der Herr den Inhaber der elterlichen Bäckerei schon in so jungen Jahren zu sich heimrief, und deshalb unsre Anwesenheit und Geschäftsweiterführung dort nötig wurde.
So verkauften wir 1841 Haus und Bäckerei an den Bäckermeister Johann Paul, welcher zuvor die Brüderhausbäckerei in Gnadenfrei in Pacht gehabt hatte, wiederum für 3000 Taler. So nahmen wir wieder unsere Arbeit in Kleinwelka auf.
Dort wurde Johann Ludwig Wilhelm durch das Zutrauen der Gemeinmitglieder in das Aufseherkollegium gewählt und zum Curator des Schwesternhauses bestellt.
Im Januar 1849 erkrankte er an den Blattern, konnte aber durch Gottes gnädige Hilfe wieder genesen und seinen Jubelgeburtstag am 18. März 1849 feiern, auch konnten wir am 26. Juni 1857 mit großem Dank für alle Durchhilfe unsere Silberhochzeit begehen.“

Im Frühjahr 1864 erkrankte Bruder Pietsch wieder schwer und am Nachmittag des 26. Juli diesen Jahres erlitt er bei einem Spaziergang im Garten einen Gehirnschlag, der ihn in die Arme seines Erlösers hinübertrug.

Der Kaufvertrag des Grundstücks lautet: „Kund und zu wissen hiermit, dass zwischen Herrn Johann Ludwig Wilhelm Pietsch als Verkäufer und Herrn Johann Paul zeitherigen Bäckermeister zu Gnadenfrei in Schlesien als Käufer folgender Kaufkontrakt abgeschlossen worden ist: Nämlich: Es verkauft eingangs erwähnter Herr Johann Ludwig Wilhelm Pietsch das ihm zugehörige von ihm am 15. März 1835 erkaufte, allhier auf der Löbauer Gasse, zwischen dem Gemeinlogis und der Apotheke gelegene Haus und Garten, nebst den Feuergerätschaften, an zwei Feuereimern und einer Feuerleiter, erb- und eigentümlich an Herrn Johann Paul um und für dreitausend Taler. Hiervon sind an des Verkäufers Ehegattin Frau Luise Auguste Pietsch geb. Sommer 1000 Taler zu bezahlen und mit 4 % zu verzinsen. Herrnhut, den 19. Februar 1841. Bestätigte Unterschrift: Charlotte Sophie Gräfin von Einsiedel.“

E

Somit ist nun das alte Bäckerhaus in den Besitz der Familie Paul übergegangen. Johann Paul hat dort die Bäckerprofession weitergeführt. Da er selbst wohl nur wenig Kapital zum Hauskauf hatte, stellten ihm seine Braut Jungfrau Henriette Luise Jakoby und deren Mutter, Frau Johanne Eleonore verw. Jakoby geb. Steinberg, je 1000 Taler zur Verfügung, welche Summen als Hypothek auf das Grundstück für sie eingetragen wurden und mit drei Prozent zu verzinsen waren.

Da Johann Paul einen selbstgeschriebenen Lebenslauf hinterlassen hat, kann hieraus noch manches über sein inneres Leben festgehalten werden. Er wurde am 17. März 1804 in Drehna bei Uhyst an der Spree geboren. Seine Eltern waren Johann Paul und Johanna Paul geb. Borsch, welche in Drehna eine Landwirtschaft betrieben.

In seinem Lebenslauf schreibt er über seine Jugendzeit: „Mein Vater hielt viel auf eine christliche Erziehung, aber mehr durch die Tat als durch Worte. Er suchte uns Kinder durch strenge Zucht, vor dem Bösen zu bewahren. Meine Mutter schloss sich in späterer Zeit der Diaspora um Kleinwelka an. Schon in der Schule, zu der ich ¼ Stunde nach Uhyst gehen musste, wurde ich durch den Dienst des treuen Lehrers Eckhardt erweckt. Auf dem Weg dorthin betete ich oft und empfand dabei ein himmlisches Wohlsein.
Meine Konfirmation ging ohne besondere Anfassung vorüber, aber der erstmalige Genuss des heiligen Abendmahles ist mir noch in gutem Andenken. Mein eigentlicher Beruf wurde nun auch die Landwirtschaft, in welcher ich vom Pferdejungen bis zum Großknecht alles durchmachen musste.
In dieser Zeit wurde ich durch Verführung zu allen möglichen Sünden fortgerissen und hörte, einzelne Fälle ausgenommen, die Weckstimme des heiligen Geistes fast gar nicht mehr, indessen fühlte ich mich bei diesem Leben nie recht glücklich. Doch der liebe Heiland wollte mich nicht verlassen, darum fügte er es so, dass ich ohne mein Zutun aus meiner bisherigen Umgebung herausgerückt wurde.
Ich hatte bisher so gut wie nichts von einer Brüdergemeine gewusst, aber mein Bruder, der mich vom Soldatendienst zu befreien wünschte, besorgte mir bei Bruder Sommer in Kleinwelka eine Stelle, und auf sein Zureden hin, entschloss ich mich in meinem siebzehnten Lebensjahr dahin zu gehen, um die Bäckerei zu erlernen. Obgleich mir diese Profession anfangs recht schwer fiel, gefiel es mir doch in Kleinwelka sehr gut, und mein Herz fand hier, was es sich immer gewünscht hatte.
Ein Jahr nach meiner Ankunft wurde ich am 29. Februar 1824 in die Gemeine aufgenommen. Nun konnte mich nichts mehr von der Gemeine fortbringen. Ich war und blieb freilich auch hier ein Sünder, aber ich wusste nun, an wen ich mich zu halten hatte.
Nachdem ich 17 Jahre in der Sommer'schen Bäckerei gearbeitet hatte, erhielt ich den Antrag, als Meister in die Brüderhausbäckerei zu Gnadenfrei einzutreten. Ich nahm denselben an und reiste nach Gnadenfrei mit der Überzeugung, dass ich wohl nun für immer in Schlesien bleiben werde, denn meine Eltern waren beide in den letzten Jahren, 1833 und 1838, gestorben, so dass mich nichts mehr an die Heimat fesselte. Das war im Jahre 1839.
In Gnadenfrei gefiel es mir gut, auch die Geschäfte im Brüderhaus gingen sehr gut, aber es hieß auch bei mir: Der Mensch kann die guten Tage am wenigsten vertragen. Statt mit meiner Lage zufrieden zu sein, sehnte ich mich nach einem eigenen Herd, und der liebe Gott erfüllte auch diesen Wunsch in einer Weise, die über all mein Denken und Hoffen ging.
Im Frühjahr 1841 wurde mir die Bäckerei des Bruders Pietsch in Herrnhut angeboten, und ich kaufte dieselbe und siedelte nach Herrnhut über. Am 23. Februar 1841 trat ich mit der ledigen Schwester Henriette Luise Jacoby in den Stand der heiligen Ehe. Der Herr segnete uns im Äußeren über Erwarten und erfreute uns am 18. Dezember 1843 durch die Geburt unserer Tochter Lydia.
O, wäre ich doch aus Dankbarkeit und Liebe dem Herrn recht treu geblieben! Aber ich fiel so oft in Sünden, und der Heiland hatte mir immer nur zu vergeben, wenn er mich nicht wollte verloren gehen lassen. Da konnten denn auch die Züchtigungen nicht ausbleiben. Es kamen Krankheiten, die uns beiden viele Seufzer auspressten. Meine liebe Frau war zwar im irdischen Beruf unermüdlich geschäftig, aber ihre Kränklichkeit erweckte in ihr eine steigende Sehnsucht nach der himmlischen Heimat.
Am 9. November 1850 wurde ihr Wunsch erfüllt, indem sie der Heiland durch einen Nervenschlag vollendete. Da ich bei meiner eigenen Kränklichkeit meine sehr schwächliche Tochter Lydia nicht selbst pflegen und ebenso wenig meiner Wirtschaft allein vorstehen konnte, musste ich mich bald nach einer neuen Lebensgefährtin umsehen. Auch hier hat der Heiland treulich für mich gesorgt, indem er mir die ledige Schwester Johanne Hatnik zuführte, mit welcher ich am 6. Mai 1851 hier getraut wurde. An ihr habe ich eine liebende Gattin und fleißige Hausfrau, und meine Tochter eine treusorgende Mutter gefunden.“

In Johann Pauls zweiter Ehe wurde am 30. März 1852 eine Tochter, Emilie, geboren. Am 7. Januar 1857 starb die Tochter Lydia aus erster Ehe. Am 2. Dezember 1858 wurde ihnen ihr Sohn Gustav geboren.

Ebenfalls im Jahre 1858 ließ Johann Paul das Vorder- und Hinterhaus mit Schiefer decken. Zuvor hatten die Gebäude nur Schindeldach. Es kostete 500 Taler.

Johann Paul litt sehr an Asthma, welches große Beschwerden verursachte, besonders bei seinem Bäckerberuf. Nachdem er eine Kur gebraucht hatte und er Besserung seines Leidens erhoffte, wurde er am 28. November 1862 vom Herrn heimgerufen und am 3. Dezember 1862 auf dem Hutberg beerdigt.

Seine zweite Frau, Johanne, führte zunächst die Bäckerei allein weiter. Sie heiratete dann am 7. Februar 1864 ihren zweiten Mann, Valentin Bryld geboren am 16. Oktober 1830 in Björndrup in Nordschleswig. Valentin Bryld war zuvor Brüderhausbäckermeister in Herrnhut gewesen. Er führte nun die Paul'sche Bäckerei von 1864–1885 weiter.

Valentin Bryld starb am 21. Juni 1885 an einer Blutzersetzung im Bein. Nach dem Ableben seines Stiefvaters übernahm nun Gustav Paul das Haus und Bäckereigeschäft für 5000 Taler von seiner Mutter Johanne Bryld verw. Paul geb. Hatnik, die bis zu ihrem Heimgang am 25. Januar 1899 im Hause lebte.

F

Gustav Paul wurde am 2. Dezember 1858 in Herrnhut geboren. Schon drei Tage vor seinem vierten Geburtstag nahm der Herr seinen lieben Vater Johann Paul zu sich heim. Dessen Begräbnis wurde wegen des Geburtstages um einen Tag verschoben.

Gustav Paul schreibt darüber: „An mir selbst ging ja dieser Verlust ziemlich leicht vorüber, während meine Mutter bei dem damals ganz anders starken Geschäftsgang schwere Zeit hatte. Sie stand alle Nächte mit auf und war sehr tüchtig hinter Geschäft und Leuten her, bis ihr durch die Heirat mit meinem Stiefvater Valentin Bryld Entlastung wurde 1864. Ich habe an ihm einen besorgten und liebevollen Vater gehabt.“

Von 1865 bis 1871 besuchte Gustav Paul die Elementarschule in Herrnhut.

Über die darauffolgende Zeit schreibt er in seinem Lebenslauf: „Das Kriegsjahr 1866 steht mir, obgleich noch Kind, lebhaft in Erinnerung mit seiner Aufregung, den Truppendurchmärschen, Einquartierungen und der plötzlich eintretenden Not, Mehl fürs Brot zu bekommen. Die Kinderjahre vergingen mir in ungetrübtem Glück, denn wir hatten liebe treue Lehrer, die in und außer der Schule immer für uns da waren.
Von 1871 bis 1873 durfte ich die Knabenanstalt in Niesky besuchen, übte doch der dortige gute, noble Geist auf mich in jeder Beziehung seinen günstigen Einfluss aus, so war mir das ganze Leben mit den Kameraden sehr zusagend, und ich habe dort zwei glückliche Jahre verlebt.
Nach meiner Konfirmation am 9. April 1873 in Niesky, trat ich in die Bäckerlehre bei meinem Stiefvater Bryld in Herrnhut ein. Nach Beendigung derselben reiste ich als Handwerksgeselle über Leipzig, Fulda, Coblenz nach Neuwied, wo ich Arbeit in der Bäckerei von Bruder Sapel fand. Doch die Zeit bis zu meiner Militärzeit drängte, und so sagte ich dem schönen Neuwied Lebewohl und reiste über Köln und Bremen nach Hamburg, wo ich mit meinem Vater, der seine Heimat in Schleswig besuchen wollte, zusammentraf. Wir besuchten das interessante, damals noch englische Helgoland und die Stadt Kopenhagen sowie Flensburg, bis mich missliche Verhältnisse mit den Gesellen daheim wieder nach Hause zurückriefen.
Ich wurde dann im Herbst 1878 nach Zittau zum Inf.Regt.No.102 eingezogen, von wo aus ich auch einen Kursus bei der Militärbäckerei in Dresden mitmachte. Nach dem Heimgang meines Stiefvaters Valentin Bryld am 21. Juni 1885 übernahm ich nun Haus und Geschäft. [Am 6. März 1886 kaufte er beides für 15.000 Mark von seiner Mutter.]
Am 6. Januar 1886 verlobte ich mich mit Schwester Albertine Josephine Ackermann, Pflegetochter des Bruders Adolph Pfenninger. Unsere Hochzeit feierten wir sodann am 16. Mai 1886 und wurden im hiesigen Kirchensaal getraut. In den folgenden Jahren schenkte uns Gottes Güte drei Jungen, Albert, geboren am 12. Dezember 1887, Gerhard, geboren am 11. April 1889 und Leonhard, geboren am 15. Februar 1891. Wir nahmen uns dann noch eine Pflegetochter, Adelheid Hatnik aus Dresden, an, die aber nur kürzere Zeit als Kind in unsrer Familie war.
Im Jahre 1899 am 25. Januar wurde meine liebe Mutter: Johanna Bryld verw. Paul geb. Hatnik in die Ewigkeit abgerufen und das Jahr darauf meine treue Tante Christiane Hatnik, die 48 Jahre lang bei uns die Küche besorgt hatte.“

Über Vater Pauls Lebenslauf muss aber noch Folgendes berichtet werden: Bäckermeister Gustav Paul war einer der verdientesten Einwohner der Stadt Herrnhut. Die älteren Leute der Umgebung kannten ihn als „Stallbäcker“ weil seine Bäckerei neben den Ställen des Gasthofes gelegen war.

Er war neben seinem Bäckereiberuf auch ein Künstler im Malen. Seine Künstlernatur war auch in seiner Bäckerei lebendig, denn er fertigte in der Weihnachtszeit aus Pfefferkuchenteig schöne Pfefferkuchenhäuser und allerlei originelle Figuren, die weit und breit begehrt waren. Auch über der Haustür des Bäckerhauses prangte ein von ihm selbst gemaltes Firmenschild, welches von vielen Leuten bewundert wurde. Es zeigte ein Körbchen, gefüllt mit allerhand Backwaren, welche im Geschäft zu haben waren, wie Brote, verschiedene Arten Semmeln, Brezeln, Schnittkuchen und dergleichen mehr.

Vater Paul war auch sehr musikliebend und lernte viele junge Leute mit den verschiedensten Instrumenten an, mit denen er dann auch kleine Konzerte im Turnsaal oder auch im Birkenbuschpavillon veranstaltete. Vater Paul war 53 Jahre lang ein pflichtgetreuer Bläser im hiesigen Posaunenchor und er leitete ihn auch einige Zeit. Unter seiner Leitung war der Chor auch verschiedentlich zu Kircheinweihungen in Böhmen, zum Beispiel in Hayda, Böhmisch Kamnitz und Dauba.
Im Paul'schen Bäckerhause herrschte stets die Liebe zu guter Musik. Jahrzehntelang wurde bei uns wöchentlich ein Streichquartettabend gehalten, wobei Vater Paul stets eine Violine spielte. Diese Abende waren eine genussreiche Abwechslung von der täglichen Bäckerarbeit.

Von 1904–1930 war Gustav Paul Obermeister der Bäckerinnung von Herrnhut und Umgebung, ferner 28 Jahre lang Gemeinderatsmitglied und von 1896–1932 Mitglied der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr. Er war auch einer der Ersten, welche das Radfahren lernten. Er schreibt auch im Lebenslauf, dass er mit offenen Augen und großer Lust per Rad durch die Gottesnatur fuhr: „So bin ich per Rad gefahren nach Dresden, Leipzig, Neusalz an der Oder, Gnadenfrei und sogar nach Prag und Pottenstein in Böhmen und alles hat mir viel Freude gemacht.“

Noch am Ostersonntag 1934 hat Vater Paul beim Gang auf den Hutberg zum Ostermorgen mitgeblasen und er hat rastlos noch bis zum letzten Tag seines Lebens gearbeitet und sich nützlich gemacht. Sein Wahlspruch war ja auch von unserem Leben: „Wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.“

Vater Paul wurde ganz unerwartet schnell in der Nacht vom 21. zum 22. April 1934 heimgerufen und unsere liebe Mutter Albertine Paul geb. Ackermann folgte ihm am 28. September 1940 in die Ewigkeit nach. Der älteste Sohn, Albert, welcher auch gelernter Bäcker war, übernahm sodann das elterliche Haus und Geschäft am 1. Oktober 1919.

G

Ich, Albert Paul, bin mit meiner Familie das letzte Glied in der Reihe der Bewohner des alten Bäckerhauses an der Löbauer Straße in Herrnhut.

Als ältester Sohn meiner Eltern Gustav und Albertine Paul wurde ich in unserem alten Bäckerhause am 12. Dezember 1887 geboren. Mit meinen zwei etwas jüngeren Brüdern verlebte ich eine fröhliche und sorglose Kinderzeit, wohlbehütet von unsern Schutzengeln, welche bei unseren oft waghalsigen Spielen viel Arbeit mit uns hatten.

Ich besuchte ab Ostern 1894 die hiesige Ortsschule bis 1900. Dann schickten mich meine Eltern für zwei Jahre nach Niesky, wo ich in der dortigen Knabenanstalt schöne Jugendjahre verlebte. Nach meiner Konfirmation 1902 trat ich bei meinem Vater als Bäckerlehrling ein und bestand 1905 die Gesellenprüfung, nachdem ich auch in der Zittauer Handwerksschule Abendkurse in Buchführung und Kalkulation mitgemacht hatte.

Da wir drei Jungen musikalisch begabt waren, bekamen wir schon während unsrer Schuljahre Klavierunterricht als Grundlage, worauf wir dann allmählich die Beherrschung von verschiedenen Streich- und Blasinstrumenten aufbauen konnten. So erhielt ich schon mit zehn Jahren bei einem unserer Lehrer Unterricht im Cellospiel, was mir dann das ganze Leben hindurch ein lieber Begleiter gewesen ist. Schon 1904 konnte ich in den Posaunenchor aufgenommen werden und dann diesen Dienst Jahre tun. Auch machte es mir immer viel, [mit der Posaune] bei der Kirchenmusik mitwirken zu können.

1906 machte ich meine erste größere Reise über Berlin nach Flensburg, wo ich in einer großen Bäckerei, bei Fa. Carl Jepsen, als Wienerbäcker tätig war. Da ich im Frühjahr 1907 dort zum Militär ausgehoben wurde, kehrte ich, um nicht soweit von zu Hause dienen zu müssen, wieder nach Herrnhut zurück. lm Oktober 1907 wurde ich dann zum 4. Kgl. sächs. Inf. Reg. Nr. 103 nach Bautzen eingezogen.

Der straffe Militärdienst hat mir gutgetan, denn man gewöhnte sich an Unterordnung und Disziplin. Nach der Entlassung 1909 machte ich eine Reise über Regensburg nach Königsfeld im Schwarzwald, wo ich 1910 bei Fa. Gebrüder Sapel Stellung fand. Ich arbeitete sodann noch als Konditorvolontär in der Konditorei Hanke in Göttingen und 1911 weiter in einer Bäckerei in Dresden und kehrte wieder nach Hause zurück. Am 30. April 1912 machte ich meine Bäckermeisterprüfung.

Allmählich zogen sich nun schwarze Gewitterwolken am politischen Horizont zusammen, die dann Ende Juli 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führten und damit auch den Weltfrieden für unabsehbare Zeit zerstörten. Über meine Erlebnisse im Krieg 1914–1918 habe ich schon in anderen Aufzeichnungen berichtet, so kann ich das alles hier nur kurz in Stichwörtern streifen.

Ich wurde laut Mobilmachungsorder am 5. August 1914 zum 2. Bat. Res. Inf. Reg. No. 101 nach Zittau eingezogen. Zunächst hatte ich als Unteroffizier und in einem dortigen Gefangenenlager Dienst zu tun, wo Tausende von Gefangenen aus der Schlacht bei Tannenberg untergebracht waren.

Mitte September kam ich dann mit einem Ersatztransport ins Feld nach Frankreich zur 6. Komp. des Res. Inf. Reg. No. 101, welche am 26. September 1914 starke Verluste erlitten hatte. Bei dieser Kompanie machte ich neben den Stellungskämpfen die Schlacht bei Perthes-Tahure und die Herbstschlacht in der Champagne bei St. Souplet mit.

1916 wurden wir nach der Somme abtransportiert und südlich Bapaume eingesetzt. Am 30. Juli 1916 wurde ich dort durch einen Handgranatsplitter schwer verwundet, welcher mir die Hauptschlagader am rechten Knie verletzte. Durch das Zusammenwirken vieler Umstände wurde es möglich, dass ich trotz der schweren Verwundung doch noch aus der vordersten Front zurückgebracht werden konnte.

Mit einem Lazarettzug kam ich dann zurück nach Deutschland in verschiedene Lazarette in Cöthen. Im dortigen Kreiskrankenhaus wurde ich am 31. Oktober 1916 operiert und durch Gottes Güte und die Kunst der Ärzte konnte mir mein Bein erhalten werden. Bis Juni 1917 dauerte mein Krankenhausaufenthalt. Dann konnte ich zu meinem Ersatztruppenteil nach Zittau entlassen werden.

Am 11. Juli 1917 wurde ich zum Wachtkommando auf die Festung Königsstein abkommandiert, wo ich auch dann das Kriegsende erlebte und von wo ich am 8. Dezember 1918 nach Hause entlassen wurde.

Mein Vater übergab mir dann am 1. September 1919 Haus und Geschäft, obgleich er noch rüstig war. Doch seine Überzeugung war, dass man den jungen Leuten beizeiten freie Bahn geben solle.

Nachdem ich mich schon im Juni 1918 verlobt hatte, fand am 23. September 1919 meine Verheiratung mit Schwester Margarethe Weiler in Gnadenfeld/Oberschlesien statt. Unser Trauspruch lautete: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Nach einer kurzen Hochzeitsreise begannen wir dann im Vertrauen auf Gottes Durchhilfe unseren gemeinsamen Lebensweg.

Nach dem Krieg lag unser Geschäft sehr danieder, zumal wir starke Konkurrenz hatten, denn damals existierten in Herrnhut noch fünf Bäckereien. So hatten wir zuerst keine leichte Zeit und mussten sehr zusammenhalten. Gottes Güte schenkte uns am 14. Juli 1920 unsere Tochter Marianne und dann am 10. August 1923 unseren Sohn Walter.

Zu dieser Zeit waren wir gerade in der höchsten Geldentwertung und Inflation drin. Aus unseren Aufzeichnungen ist zu ersehen, dass damals ein Vierpfundbrot 8,5 Milliarden und eine Semmel 280 Millionen Mark kostete, bis endlich Ende 1923 die Rentenmark eingeführt wurde.

Am 1. Februar 1922 wurde ich zum Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr gewählt, der ich schon seit 1910 angehört hatte. Die Belange des hiesigen Feuerlöschwesens haben mir immer sehr am Herzen gelegen, zumal mir auch von den Mitgliedern der Feuerwehr volles Vertrauen und ideale Mitarbeit und Unterstützung zuteil wurden. Dadurch wurde es möglich die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr auf einen beachtlichen Stand zu erhöhen. So konnte 1929 ein automobiler Mannschaftswagen mit Motorspritze und 1931 eine elektrische Alarmanlage in Dienst gestellt werden. Die Alarmzentrale wurde in unserem Hause eingebaut. Im Jahre 1934 wurde ich dann wegen Nichtunterordnung unter die Wünsche der Nationalsozialisten meines Amtes enthoben.

Am 7. Juli 1928 schenkte uns Gottes Güte unser drittes Kind, Wolfram. 1928 konnten wir auch aus Konkurs eine Bäckerei kaufen und dort ein Zweiggeschäft mit Café einrichten. In diesem Jahr wurde es uns auch möglich, hier in unserem Hause einen modernen Dampfbackofen einzubauen, wodurch unsere Bäckerei wesentlich leistungsfähiger wurde. Auch wurden einige Maschinen neu angeschafft.

Am 25. April 1934 ging mein lieber Vater Gustav Paul von uns in die Ewigkeit, er hatte uns bis zu seinem Heimgang treulich im Haus und in der Bäckerei geholfen. Damit verlor unsere Bäckerinnung auch ihren langjährigen Obermeister. Bei der Neuwahl wurde ich dann an seine Stelle gewählt. Dieses Amt habe ich nur fünf Jahre innegehabt, weil dann unsere kleine Innung in der großen Bäckerinnung Löbau aufging.

Am 22. September 1940 folgte unsere liebe Mutter Albertine Paul geb. Ackermann unserem Vater nach längerer Leidenszeit in die ewige Heimat nach.

Am 2. Mai 1935 hatten wir noch die große Freude unser viertes Kind, Käte, als Gottesgeschenk in Empfang nehmen zu können.

Dann brach 1939 der Zweite Weltkrieg aus. Unser Sohn Walter, welcher auch Bäcker gelernt hatte, wurde zum Militärdienst eingezogen. Nach seiner Ausbildung als Funker kam er dann über Italien zum Afrikakorps nach Nordafrika. Hier geriet er in amerikanische Gefangenschaft und wurde mit vielen Gefangenen nach Amerika transportiert. Nach einem dort erlittenen Unfall kam er dann gegen Ende des Krieges zurück nach Frankreich. Auch unser Sohn Wolfram wurde in den letzten Monaten des Krieges noch eingezogen.

Der Krieg ging allmählich seinem Ende zu und wir hofften schon, von den Kriegsereignissen verschont zu bleiben, als sich nach Näherrücken der östlichen Front am 7. Mai 1945 die feindlichen Truppen näherten und am 8. Mai Herrnhut mit ihren Panzern erreichten. Die Einwohner Herrnhuts waren fast gänzlich in den letzten Tagen evakuiert worden, nur einige alte Leute, die nicht mehr gut fortkonnten, waren im Ort geblieben. Auch meine Frau und meine Tochter Käte hatten sich am Morgen des 8. Mai mit einem Treck in Richtung Süden auf die Flucht begeben.

Ich selbst war noch zurückgeblieben, um für die vielen Flüchtlinge, die durch den Ort kamen, noch Brot zu backen, welches mir, kaum aus dem Ofen, aus den Händen gerissen wurde. Bald kamen auch feindliche Flieger über den Ort und ein Fliegergeschoss traf das Dach unseres Hauses, sodass die Dachschiefern nur so in den Hof prasselten. Gegen Mittag drängte mich nun auch ein bei uns beschäftigter Italiener mit der Bitte, den Ort zu verlassen, wozu auch die Feldgendarmerie aufforderte.

So verließen wir jeder mit einem Fahrrad unser Bäckerhaus in Richtung Zittau; es schlug gerade zwei Uhr vom Kirchturm. Es war mir recht wehmütig ums Herz, unser liebes Elternhaus so mit offenstehenden Türen und dem noch heißen Backofen verlassen zu müssen. Bald darauf hatten die feindlichen Panzer den Ort erreicht und verschiedene Granateinschläge zeugten später von der Angriffsrichtung.

Ich selbst konnte nach einigen Stunden gottlob meine Frau, meine Tochter und die Treckgeschwister in Spitzkunnersdorf wiederfinden. Wir verbrachten eine sehr unruhige Nacht auf dem Boden einer Scheune, wo wir erfuhren, dass der Waffenstillstand abgeschlossen worden sei.

Als ich mich am Morgen des Himmelfahrtstages mit meinem Begleiter Bruder Bischof Marx zu Fuß auf den Weg nach Herrnhut machte, sahen wir schon von Weitem die rauchgeschwärzten Ruinen des Brüderhauses, der Kirche, des Schwesternhauses und vieler anderer Häuser, die dem Feuer zum Opfer gefallen waren. Ein Blick nach der Löbauer Strasse zeigte mir auch, dass unser altes Bäckerhaus nur noch ein rauchender Trümmerhaufen war. Wohl vierzig Häuser, vornehmlich um den Zinzendorfplatz herum, lagen in Schutt und Asche, und die nun allmählich zurückkommenden Einwohner hatten zunächst damit zu tun, die zum Teil noch brennenden Häuser und Keller abzulöschen.

Unser altes Bäckerhaus hat 210 Jahre gestanden und viel Freud und Leid der darin wohnenden Familien gesehen und miterlebt. Hiermit kann ich nun meinen Bericht abschließen, denn das alte Haus ist nicht mehr. Aber Gottes Güte erlaubte uns dann, das Bäckerhaus an seiner alten Stelle allmählich wieder aufzubauen.

Der 1928 gebaute Dampfbackofen hatte den Brand ohne größeren Schaden überstanden, so konnte das neue Haus um diesen herum wieder neu erstehen. Unser Sohn Wolfram konnte tatkräftig beim Wiederaufbau helfen und unser Sohn Walter war nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft wieder in der Bäckerei tätig.

Nachdem ich das Rentenalter erreicht hatte, übergab ich das Bäckereigeschäft am 1. Juli 1953 pachtweise an meinen Sohn Walter Paul. Er heiratete am 30. Dezember 1953 Schwester Irmela Becker und beide führen [zum Zeitpunkt der Niederschrift 1967] schon über ein Jahrzehnt das Geschäft.

Wir beiden Alten wohnen zurzeit noch im Dachgeschoss unseres neuen Hauses und danken unserm lieben Herrgott für alle Güte und Durchhilfe, die er uns zeitlebens hat zu Teil werden lassen. Wir können nie dankbar genug sein und wollen dem Herrn Lob, Preis und Dank singen für seine so gnädige Führung in unserem Leben, bis wir ihm einmal bei ihm droben werden in Ewigkeit lobsingen können.

Zeittafel

Name geboren geheiratet heimgegangen Alter
1) Georg Jäschke 1624 ? ? 1707 83
2) Michael Jäschke 27.9.1701   16.9.1772 71
3) Anna Johanna Friederike
geb. Benefeld (1. Frau)
? 1706 ? 1730 23.6.1748 42
4) Maria Elisabeth
verw. Rösler
geb. Thieme (2. Frau)
13.3.1718 30.1.1752 29.11.1772 54
5) Johann Friedrich Jäschke 5.11.1747   29.5.1814 66
6) Catharina Maria
geb. Geberts (1. Frau)
18.4.1751 29.11.1772 3.6.1774 23
7) Anna Rosine
geb. Arnold (2. Frau)
23.1.1751 ? 27.10.1812 61
8) Friedrich  August Jäschke 15.2.1781   21.2.1845 64
9) Maria Sophia geb. Hohe (1. Frau) 27.3.1788 5.1.1813 16.1.1814 26
10) Sophie Dorothea geb. Zeidler (2. Frau) 2.8.1786 2.8.1814 12.8.1862 76
11) Johann Ludwig Wilhelm Pietsch 18.3.1799   26.7.1864 65
12) Luise Auguste
geb. Sommer
? 26.6.1832 ? ?
13) Johann Paul 17.3.1804   28.11.1862 58
14) Henriette Luise
geb. Jacobi (1. Frau)
27.4.1817 23.2.1841 9.11.1850 33
15) Johanna
geb. Hatnik (2. Frau)
9.5.1822 6.5.1851 25.1.1899 77
16) Valentin Bryld (2. Mann) 16.10.1830 7.2.1864 21.6.1885 55
17) Gustav Paul 2.12.1858   22.4.1934 76
18) Albertine Josephine geb. Ackermann 14.12.1855 16.5.1886 28.9.1940 85
19) Albert Paul 12.12.1887   13.6.1970 82
20) Margarete geb. Weiler 12.8.1897 23.9.1919 24.9.1980 83
21) Walter Paul 10.8.1923   21.06.2004 80
22) Irmela geb. Becker 23.7.1933 30.12.1953 02.07.2021 87
23) Gottfried Paul 30.12.1961      
24) Karin geb. Guckel 26.3.1960 3.2.1985    

Löbauerstraße 56, erbaut 1735

Löbauerstraße 56, Erbaut 1735

Löbauerstraße ca. 1880

Löbauerstraße ca. 1880

Blick von der Dürningerstraße 1945

Blick von der Dürningerstraße 1945

Das neue Haus, erbaut 1945 bis 1950

Das neue Haus, erbaut 1945 bis 1950